Läderach im Land der unbegrenzten Empörung

Der Glarner Schoggi-Champion hält seine Schweizer Umsätze offenbar trotz happiger Vorwürfe. Doch die wahre Gefahr droht anderswo. Seit Tagen schwappen Wellen der Aufregung durch die Medien, ausgelöst vom Dok-Film des SFR, wonach Jürg Läderach, Ex-Chocolatier und Vertreter der zweiten Generation, Mitgründer einer Schule war, in der Kinder psychisch und körperlich misshandelt wurden. 

Im aktuellen Interview mit der Handelszeitung und dem Marketing Experten Felix Murbach wird auf die Verwundbarkeit des Glarner Schokoladen-Haus in den USA eingegangen.

Von Andreas Güntert, Handelszeitung vom 29. September 2023

Stabiler Wert oder hot Chocolate?

Die Frage lautet nun: Wie stark schlägt die mediale Empörung auf das Geschäft durch? Und wie steht das Familienunternehmen wirtschaftlich eigentlich da? Zahlen veröffentlicht Läderach keine. Die unüblich hohen Schweizer Herbsttemperaturen können ihren Anteil daran haben, dass Schokoladensüsses momentan nicht überall hoch im Kurs steht. Sagt jedenfalls Matthias Goldbeck, Kommunikationschef von Läderach, der kurz nach der Ausstrahlung des SRF-Films keine Dämpfer festgestellt haben will: «In den ersten Tagen waren wir in der Schweiz gut auf Vorjahresniveau – und das, obwohl wahrlich kein Schoggi-Wetter war.»

Das Unternehmen, das sich dezidiert auf den Standpunkt stellt, dass die vorgeworfenen Vorgänge nicht der aktuell amtierenden dritten Unternehmergeneration angelastet werden könnten, scheint also hierzulande noch immer einiges Vertrauen zu besitzen. Auch deshalb, weil die Vorwürfe einen Ex-Chocolatier betreffen, der nicht mehr in Schoggi-Charge ist, wie Goldbeck betont: «Wir nehmen diese Angelegenheit sehr ernst, die Dok hat alle sehr betroffen gemacht.» Aber, sagt der Läderach-Sprecher weiter, «was derzeit öffentlich verhandelt wird, betrifft nicht die aktuelle Unternehmergeneration.»

Internationaler als man denkt

Im Läderach-Heimmarkt Schweiz scheint diese Botschaft angekommen zu sein. Aber was in der Diskussion oft vergessen geht: Läderach nur auf die Schweiz zu reduzieren, wäre viel zu kurz gedacht. Denn das Unternehmen ist massiv internationaler und auch grösser als bisher gedacht.

«Hätte Läderach einen US-Investor, wäre nun das internationale Reputationsrisiko wohl um ein Vielfaches höher.» Felix Murbach

USA: Grösster Exportmarkt, grösstes Risiko

Heute gelten die USA noch vor Deutschland als wichtigster Exportmarkt für Läderach. Auf die Verwundbarkeit Läderachs in den USA verweist daher auch Felix Murbach im Interview. Der Gründer und Chef der Schaffhauser Beratungsfirma Felix Murbach Marketing konstatiert: «Momentan ist das noch eine sehr schweizerische Geschichte. Obwohl Läderach weltweit stark aufgestellt ist, blieb es international noch überraschend ruhig.» Ganz anders wäre die Situation, sagt Murbach, wenn ein US-Investor im Unternehmen drin wäre: «Hätte Läderach einen US-Investor, wäre nun das internationale Reputationsrisiko wohl um ein Vielfaches höher.» Mehr dazu in der aktuellen Ausgabe der Handelszeitung vom 29. September 2023.

Im Kanton Glarus scheint man die Sache auf dem Radar zu haben. Man geht das Thema sehr rational an. Der Läderach-Sprecher sagt zur USA-Exposure: «Es geht hier nicht um das Unternehmen, und wir sind zuversichtlich, das vermitteln zu können.» Bei den Glarnern baut man darauf, dass sich der Pulverdampf über die Zeit wieder verzieht. Ein «Back to normal», ein Mehr an Frisch-Schoggi ist anvisiert. Wenn nicht noch zusätzliche Vorwürfe laut würden oder die bisherigen Bad News den Weg in den wichtigsten Auslandsmarkt USA fänden, werde schon alles wieder gut werden.

Bilder: Schokolade Läderach, Handelszeitung

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