Dubai-Influencer verlassen in Scharen das Emirat

Seit ein paar Wochen hört und liest man immer wieder in den sozialen Netzwerken, dass Influencer aus Dubai flüchten. Angeblich sollen zahlreiche Onlinesternchen ihre Wahlheimat wieder verlassen. Gerüchte wie Steuerschulden befeuern das eh schon heikle Thema noch mehr.

Das klingt alles toll und perfekt für die nächste mediale Dubai-Influencer-Diskussion – nur, das stimmt alles nicht. Grund genug, dass das RND, Redaktionsnetzwerk Deutschland zum Interview bittet, um hier etwas «Licht ins Dunkel zu bringen». Ganz ausgeschlossen ist eine Flucht aus Dubai nicht – zumindest in naher Zukunft. Der Schweizer Onlinemarketingexperte Felix Murbach, der die Influencer-Szene seit Jahren verfolgt, glaubt, dass irgendwann eine Übersättigung des Marktes eintreten könnte.

„Während des Lockdowns war das Reisen in ferne Länder umständlicher, nicht jede/jeder wollte und konnte dies machen. Daher waren die Instagram-Posts aus Dubai für viele eine willkommene Ablenkung aus dem tristen Corona-Alltag“, sagt Murbach dem RND. Seit das Reisen nun wieder erlaubt sei, pilgern immer mehr Influencer-Sternchen nach Dubai – dadurch könne die Exklusivität der Posts aus dem Emirat bald abnehmen.

Murbach glaubt, dass der Instagram-Konsument langfristig eine gewisse «Dubai-Überdosis» wahrnehmen könnte. „Somit sind Influencer angehalten, immer wieder weitere Nischen oder Standorte zu finden, um so eigene Stories zu erzählen, die für die Menschen attraktiv sind.“ Eines glaubt Murbach jedoch nicht: Dass Influencerinnen und Influencer das Emirat irgendwann aus reinem Moralgefühl wieder verlassen. Dabei gäbe es dafür genug Gründe: In den vergangenen Wochen und Monaten waren die Onlinesternchen immer mal wieder für ihre Werbung für das Emirat kritisiert worden. Dieses Phänomen wurde bereits in verschiedenen TV-Sendungen, so auch in der Rundschau des Schweizer Fernsehens thematisiert.

Felix Murbach sagt: „Echte Influencer sehen sich als Marken und selbst ernannte Unternehmerinnen und Unternehmer. Sie kokettieren mit Schönheit, Exklusivität, Lifestyle, sozialem Status und Privilegien. Sie leben davon, dass Follower den digitalen Content aufregend und erstrebenswert finden und ihnen relevante Reichweite und Engagement bescheren. Influencer generieren Wiedererkennungswerte und schaffen mit ihrem Auftreten und ihrer Arbeit Erlebniswelten, in die sie ihre Fans und Follower entführen.“

Das funktioniere in Dubai natürlich besonders gut. „Influencer genießen eine hohe Vorbildfunktion in Sinne von ‚Ich will auch so werden‘. Und hier beginnt das Spannungsfeld von erwartetem Content der Follower und der Glaubwürdigkeit der Beiträge. Am Schluss sind wir beim Marktgleichgewicht von Angebot und Nachfrage: Solange Follower die Beiträge goutieren oder die Influencer gar zur Ikone hochstilisieren, werden kritische Elemente wie Menschenrechtsthemen oder Meinungsfreiheit leider nicht thematisiert“ – mal ganz abgesehen davon, dass Kritik aus Vertragsgründen ohnehin nicht veröffentlicht werden dürfte.

Mehr zum Artikel von Matthias Schwarzer vom 19. Juli 2021, RND

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