Vor ein paar Tagen machte mich mein Sohn darauf aufmerksam, dass sein Lieblings-Fussballverein mit dem gelb-schwarzen Logo, in Bad Ragaz das Trainingslager absolviere.
Kurz entschlossen fuhren wir los um das Training live zu erleben. Nachdem wir uns mit Fan-Artikeln eingedeckt hatten, standen die ersten Stars bereits auf dem Rasen. Mein Sohn, nun mit gelbem Fussballshirt mit der Rückennummer 9 eingekleidet, war ganz aufgeregt als er den Chef-Trainer, nennen wir ihn JK, erblickte. Ein paar Worte von JK ans Team und schon verteilte sich die Mannschaft auf die definierten Trainings-Punkte. Zeit für mich, die Trainingseinheiten aus der Sicht der „Mitarbeiterführung“ zu beobachten. Eine Gruppe bestehend aus Verteidigern und Mittelfeldspielern, spielte nun „gegeneinander“ und versuchte, in die Angriffsauslösung eine Routine zu bringen. Immer dabei: der Trainer JK. Mal anfeuernd, mal gestikulierend, mal kritisierend aber immer positiv.
Und dann kam für mich das grosse AHA-Erlebnis, welches ich nie erwartet hätte:
Nach jeder Angriffsauslösung stoppt die Szenerie. Der Trainer JK nimmt sich einen Spieler zur Seite und erklärt ihm ruhig und besonnen was noch zu optimieren sei. Währenddessen bleiben alle anderen Profis stehen und warten. Sie warten bis der Trainer fertig ist. Egal, wie lange der „Fussball-Lehrer“ sich die Zeit nimmt, eine Minute, zwei Minuten.., sie bleiben ruhig stehen. Kein Ball wird ins Tor gedroschen, keine Gruppenbildungen oder Scherze werden gemacht. Der Assistenztrainer ist bereit für den nächsten Kick, auch er wartet bis JK fertig ist. Dann ein prägnanter Pfiff von JK und die ganze Szene wandelt sich in Sekundenschnelle in ein anfeuerndes Spektakel.
Chef-Trainer JK hat hier eine Führungskultur geschaffen, die auf Disziplin, Authentizität, Respekt und Vertrauen zu beruhen scheint. Ohne zu murren akzeptieren die hochbezahlten Stars dieses Vorgehen. Die Akzeptanz sowie das Vertrauen der Spieler in den Staff, sie zu noch besseren Fussballern zu machen, ist beeindruckend, denn dieser Prozess wurde während einer rund ¾-stündigen Einheit dauernd wiederholt.
Wenn ich diese Art und Weise nun mit dem Führungsverhalten in aktuellen Unternehmen vergleiche, so fällt auf, dass Werte wie Disziplin, Authentizität oder Respekt in vielen Firmen ein Schattendasein fristen und nicht wirklich „sexy“ sind. Vielmehr steht die Freiheit, Eigenentwicklung oder die persönliche Karriereplanung im Vordergrund. Wenn man nun jedoch – ganz rational – die Erfolge beider Führungskulturen vergleicht, so bleibt verblüfft festzustellen, dass sich nur ganz wenige Firmen auf diesem Erfolgsniveau solcher Organisationen mit hoher Führungs-Disziplin bewegen. Als eine mögliche Konklusion dieser Beobachtungen interpretiere ich daher für mich, dass sogenannte unpopuläre Werte wie „Vorgaben, Disziplin oder Respekt“ im Zeitalter von grosser Individualität den Mitarbeitenden wieder Sicherheit und Vertrauen geben könnten. Gerade in Zeiten wirtschaftlicher Anspannung und Unsicherheit, kann sich daher ein Unternehmen ruhig wieder auf längst vergessene Werte besinnen und so die Firma in ruhigere Gewässer führen.
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